Informationen zur Haltung und Ernährung von Reptilien

Was tun bei einer Vergiftung?

  • Verabreichen Sie Ihrem Tier keine für den Menschen zugelassenen Medikamente ohne Rücksprache mit einem Tierarzt, auch nicht im Notfall!
  • Alle Pflanzen-, Insekten- und Nagervernichtungsmittel sind als hochgiftig zu behandeln. Gleiches gilt auch für Dünger sowie Putzmittel aller Art!
  • Bitte stellen Sie bei Vergiftungsverdacht Ihr Tier sofort im Veterinärmedizinischen Zentrum vor, falls möglich bringen Sie die verdächtige Giftquelle (im Idealfall mit Verpackung), angefressenes oder erbrochenes Material mit!

Giftige Pflanzen und Stoffe für Reptilien

    • Buchsbaum
    • Eibe
    • Eisenhut
    • Farne
    • Frühlings-Adonisröschen
    • Gelber Fingerhut
    • Gewöhnlicher Goldregen
    • Gewöhnlicher Schierling
    • Gift-Wasserschierling
    • Herbstzeitlose
    • Kirschlorbeer
    • Karbolineum
    • Liguster
    • Narzissen
    • Maiglöckchen
    • Pyrethrin-haltige Insektizide
    • Rhododendron
    • Robinie
    • Roter Fingerhut
    • Sagrotan
    • Schneeglöckchen
    • Schöllkraut
    • Schwarzes Bilsenkraut
    • Tolkirsche
    • Zedernholz-Späne

Tipps zur Haltung Europäischer Landschildkröten

Die Tipps beziehen sich vor allem auf die Pflege der Arten

  • Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni)
  • Maurische Landschildkröte (Testudo graeca)
  • Breitrandschildkröte (Testudo marginata)
  • Vierzehenschildkröte (Testudo horsfieldii)

Die Einfuhr dieser Tiere in die Bundesrepublik ist grundsätzlich verboten. Allerdings werden alle 4 Arten mitlerweile von zahlreichen engagierten Züchtern in Menschenobhut nachgezogen. Erwerb und Haltung dieser Nachzuchten sind erlaubt, die Legalität der Tiere ist jedoch nachzuweisen, der Besitz der Tiere ist bei der Naturschutzbehörde anzuzeigen.

Der Erwerb anderer Schildkröten, wie z. B. afrikanische Gelenkschildkröten (Kinixys spec.), Pantherschildkröten (S. pardalis), Spornschildkröten (C. sulcata) oder nordamerikanischer Dosenschildkröten (Terrapene spec.) sollte dem erfahrenen Schildkrötenfreund vorbehalten bleiben, da diese Tiere noch weitaus höhere Ansprüche an ihren Pfleger stellen als die europäischen Testudo-Arten.

Zeitaufwand

  • täglicher Wasserwechsel
  • zweimal tägliche Fütterung
  • tägliches Entfernen von Exkrementen
  • wöchentliches Wiegen
  • monatlicher Wechsel des Bodengrundes im Zimmerterrrarium
  • vor und nach dem Winterschlaf Vorstellung beim Tierarzt

Voraussetzung für Anschaffung und Pflege

  • Die Haltung von Schildkröten „frei in der Wohnung “ ist nicht artgerecht!
  • Landschildkröten sind nicht für Kinder unter 14 Jahren geeignet!
  • Die Anschaffung und artgerechte Haltung von Landschildkröten erfordert ein hohes Maß an finanziellem, technischem und zeitlichem Aufwand!
  • Bei guter Haltung können Landschildkröten mehr als 40 Jahre alt werden, man übernimmt also mit der Anschaffung eines solchen Tieres für einen sehr langen Zeitraum eine nicht unerhebliche Verantwortung für ein anderes Lebewesen.

Haltung in der Wohnung

Landschildkröten benötigen mindestens das Fünffache ihrer Panzerlänge als Terrariumlänge und Terrariumbreite. Für jedes weitere Tier muss die Fläche um 30 % vergrößert werden.

Schildkröten sind sog. „Kaltblüter“, d. h. sie können von sich aus ihren Körper nicht erwärmen, sind also auf die Wärmezufuhr „von außen“ angewiesen, sie brauchen eine Wärmequelle in Form eines Heizstrahlers ( z. B. Ellsteinstrahler, Kohlefadenlampe, aber auch eine einfache 60 W Glühbirne reicht aus) der eine punktuelle Temperatur von 35 – 40 °C im Terrarium ermöglicht. Neben diesem „Heißbereich“ muss aber immer auch ein unbeheizter Bereich der Schildkröte zugänglich sein, so daß das Tier sich seine „Vorzugstemperatur“ selbst wählen kann.

Schildkröten benötigen zum Aufbau ihres Panzers große Mengen Kalzium. Kalzium kann aber nur aus dem Darm resorbiert werden, wenn dem Tier genügend Vitamin D3 zur Verfügung steht. Vitamin D3 kann vom Körper nur gebildet werden, wenn eine ausreichende Bestrahlung mit UV-B Strahlen erfolgt. Diese Strahlen finden sich im natürlichen Sonnenlicht, werden von Glas zum großen Teil resorbiert und finden sich nicht in ausreichenden Mengen in der Strahlung von Pflanzenleuchten, Höhensonnen oder Bräunungsstrahlern (diese produzieren  UV-A, kaum UV-B).
Für weitere Informationen klicken Sie bitte hier:  UV-Bestrahlung / UV-Lampen.

Haltung im Freiland 

Eine Haltung der Schildkröten im Freiland ist vom späten Frühjahr bis zum Herbst, je nach Schildkrötenart und Konstruktion der Freianlage u. U. sogar ganzjährig, zu empfehlen.

Den Tieren sollte auf der Freianlage ein Frühbeet, besser noch ein Gewächshaus zur freien Verfügung stehen. Ist dieses nicht möglich, überführt man die Schildkröten während langanhaltender Schlechtwetterperioden zeitweilig wieder ins Zimmerterrarium.

Einer mittelgroßen Schildkröte sollte im Freiland eine Fläche von 2 -5 m² zur Verfügung stehen.

Schildkröten, insbesondere jedoch Vierzehenschildkröten, graben sich bis zu 1 m in den Boden ein, d. h. ein Freilandterrariumsollte entweder mit einer Bodenplatten versehen werden oder aber eine mindestens50 cm, bei Vierzehenschildkröten sogar 1 m, tief in die Erde eingelassene Umrandung haben.

Schildkröten können erstaunlich gut klettern ! Daher sollte die Umzäunung der Freianlage mindestens 45 cm hoch sein und nach Möglichkeit keine rechten Winkel aufweisen. Sind rechte Winkel nicht zu vermeiden, sollten diese mit einem nach innen weisenden Überhang versehen werden.

In der Freianlage müssen ein Sonneplatz, eine flache Trinkschale, mindestens ein, besser jedoch mehrere, befestigte und leicht zu reinigende Futterplätze, ein Schattenspender sowie ein mit Stroh, Heu oder Laub gepolstertes Schutzhäuschen oder besser noch ein Frühbeet oder Gewächshaus vorhanden sein.

ACHTUNG: in Freianlagen müssen junge und kleine Schildkröten durch eine Drahtüberdachung der Anlage vor Angriffen durch Krähen, Katzen, Marder und andere Tiere geschützt werden.

Ernährung

Als Folge  des in ihrem natürlichen Verbreitungsgebietes vorhandenen Nahrungsangebots hat sich der Verdauungstrakt der Europäischen Landschildkröten auf die Aufnahme und Verwertung von rohfaserreicher und sehr eiweißarmer Nahrung spezialisiert.

Als Futter zu empfehlen sind gutes Wiesenheu, speziell für Landschildkröten angebotene Heucobs und frische, selbstgesammelte Wiesenkräuter von ungedüngten und nicht mit Pestiziden behandelten Wiesen.
Stehen frische Wiesenkräuter nicht zur Verfügung werden ersatzweise Blattgemüse und im Handel erhältliche Kräuter verfüttert.

Zur Deckung des Calciumbedarfs kann man Sepiaschalen oder zerbröselte Schalen gekochter Eier anbieten.

Ungeeignet sind Obst, Brot, Milch, Fleisch oder Schildkrötenpellets, die angeblich sowohl für Land- als auch Wasserschildkröten verwendet werden können.

Mästen Sie Ihre Schildkröten nicht! Füttern Sie zweimal täglich, aber, gerade bei jungen Schildkröten, nicht übermäßig, da andernfalls die Gefahr besteht, daß es zur Ausbildung von Panzerdeformationen und Gliedmaßenfehlstellungen kommt.

weiterführende Literatur

Fester Panzer-Weiches Herz
Ein Ratgeber zur naturnahen Haltung Europäischer Landschildkröten
Thorsten Geier  
Kleintierverlag, 2008
ISBN 978-3-9811212-2-3

Aufzucht europäischer Landschildkröten-Babys
Horst Köhler 
Schildi-Verlag Augsburg, 2008
ISBN 978-3-00-023839-0

Die Griechische Landschildkröte
Gerhard & Karin Polaschek  
G. & K. Verlag, 1997
ISBN 3-901840-00-1

Testudo marginata Breitrandschildkröten
Georg Mirlach
bede-Verlag, 2007
ISBN 978-3-89860-156-6

The Turtles of Russia and Other Ex-Soviet Republics
Sergius L. Kuzmin 
Edition Chimaira, 2002
ISBN 3-930612-58-5

Die Steppenschildkröte Testudo horsfieldii
Thomas Wilms 
Natur und Tier – Verlag GmbH, 2004
ISBN 3-937285-22-9

Ernährung von Landschildkröten
Carolin Dennert  
Natur und Tier – Verlag GmbH, 2001
ISBN 3-931587-53-5

Praxis Ratgeber Schildkrötenernährung
Dr. Michael Meyer 
Edition Chimaira, 2001
ISBN 3-930612-37-2

Schildkröten Futterpflanzen
Redaktion: Dr. S. Vogel 
L.Staackmann Verlag KG, 2000
ISSN 1435-442a

Informationen zu UV-Bestrahung und UV-Lampen

Die Stärke der UV-Abstrahlung kann selbst innerhalb eines Lampentyps starken Schwankungen unterliegen,  die Hersteller können unangekündigte Änderungen Ihrer Produkte vornehmen können. Auch ist zu beachten,dass der Anteil an UV-Strahlung mit der Laufzeit der Lampen abnimmt.

Die Verwendung von Aluminiumreflektoren kann die UV-Ausbeute erheblich verstärken, eine Überprüfung der Strahlung im Tierbereich muß also unbeding angeraten werden, um sicher zu stellen, das die effektive Strahlung nicht zu stark ist.

Bitte informieren Sie sich vor Verwendung einer UV -Lampe unbedingt über die individuellen Bedürfnisse der von Ihnen gehaltenen Reptilienart, so sind z.B. im Urwald lebende Reptilien in der Regel  empfindlicher gegenüber UV-Bestrahlung als Arten aus ariden Gebieten.

Folgende UV-Lampen sind empfehlenswert*:

  • Bright Sun UV von Lucky Reptile  (Lampentyp je nach Tierart und Terrariumgröße auswählen; Abstand  bitte der Gebrauchsanweisung entnehmen; Beleuchtungsdauer je nach Art und Jahreszeit bis zu 12 Stunden/Tag)
  • Osram Ultra Vita Lux  (160 cm Abstand: Beleuchtungsdauer je nach Art und Jahreszeit  bis zu 12 Stunden/Tag)
  • Repti Sun 5.0  und höher  (max. 50 cm Abstand; Beleuchtungsdauer je nach Art und Jahreszeit bis zu 12 Stunden/Tag)

Zu empfehlen ist die Anschaffung des UV-Messgerätes Solarmeter 6.5  zur regelmäßigen Überprüfung der UV-Strahlung im Tierbereich.

Für alle Lampen gilt:

  • kein Glas zwischen Lampe und Tier
  • kein engmaschiges Gitter zwischen Lampe und Tier
  • Bestrahlung immer nur von „oben“, niemals „von der Seite“

Bei Verdacht auf Verbrennungen (Hautveränderungen; geschlossene, gerötete oder geschwollene Lider, Hornhauttrübungen) durch zu starke UV-Bestrahlung stellen Sie das Tier bitte unverzüglichem einem Tierarzt vor !

Die neuesten Erkenntnisse und sicherlich zur Zeit wohl besten Informationen zu diesem Thema erhalten Sie (wenn leider auch „nur“ in englischer Sprache) unter:

http://www.uvguide.co.uk/index.htm

*Unsere Empfehlung erfolgt nach bestem Wissen und Gewissen.